Mission „Klimaneutrale Stadt“
Österreich möchte bis 2040 klimaneutral werden. Städte spielen dabei eine Schlüsselrolle, denn sie verursachen drei Viertel aller CO2-Emissionen. Gleichzeitig bieten sie aber auch großes Potenzial für nachhaltige Lösungen. Mit der Mission „Klimaneutrale Stadt“ unterstützen das Klimaschutzministerium (BMK) und der Klima- und Energiefonds Städte dabei, durch Forschung und Entwicklung schneller klimaneutral zu werden. Das SIR übernimmt die Aufgabe des „Städtemanagements“, fungiert als zentrale Anlaufstelle für Städte, koordiniert den Wissenstransfer und stärkt die Zusammenarbeit auf nationaler und internationaler Ebene.
Die Pionierstädte der Mission “Klimaneutrale Stadt“
Im Rahmen der Mission werden Städte zu Pionieren der Klimaneutralität. Die Pionierstädte – ob groß, mittel oder klein – erarbeiten Klimaneutralitätskonzepte, entwickeln und erproben innovative Lösungen in Umsetzungsprojekten und profitieren von der Vernetzung mit anderen Kommunen und vom Wissenstransfer innerhalb der Mission. Die Städte fungieren so als Lernumgebungen, deren Erkenntnisse auf weitere Gemeinden übertragen werden können. Durch den strukturierten Austausch innerhalb der Mission erhalten sie gezielte Unterstützung, um sich auch mit notwendigen Verwaltungsstrukturen für die Umsetzung zu beschäftigen.
Pioniergroßstädte
Zehn Pioniergroßstädte – also jene mit über 50.000 Einwohner:innen – haben Kooperationspartnerschaften mit dem BMK geschlossen, in denen sie drei Ambitionsniveaus verfolgen:
- Verwaltungsstrukturen: Strategien, Prozesse und Maßnahmen werden konsequent auf Klimaneutralität ausgerichtet. Die Stadtverwaltungen werden modernisiert, Verwaltungsinnovationen umgesetzt und Allianzen mit Unternehmen, Forschung und Zivilgesellschaft gebildet.
- Klimaneutrales Quartier: Jede Pionierstadt bringt mindestens ein klimaneutrales Quartier auf den Weg. Dabei geht es nicht nur um die Größe der Projekte, sondern um Synergien, die Anzahl der umgesetzten Maßnahmen sowie deren Skalierbarkeit und Übertragbarkeit. Besonders wichtig sind hierbei die Themen Energie, Mobilität und Kreislaufwirtschaft.
- Lernumgebung: Pionierstädte teilen ihr Wissen mit anderen Städten, Bundesländern und europäischen Partnern. Der Austausch mit weiteren nationalen und internationalen Initiativen sowie die Beteiligung an Innovationsprojekten sind essenziell.
Pionierkleinstädte
Insgesamt 38 Klein- und Mittelstädte (10.000 bis 50.000 Einwohner:innen) beteiligen sich an der Mission „Klimaneutrale Stadt“. Sie werden vom Klima- und Energiefonds für die Entwicklung umfassender Klimaneutralitätsfahrpläne gefördert. Diese Pläne umfassen Visionen, sektorale Ziele sowie konkrete Maßnahmen mit Umsetzungs- und Finanzierungsstrategien. Als strategisches Leitdokument geben sie Orientierung und beantworten die zentrale Frage: Was bedeutet Klimaneutralität für unsere Stadt?
Der Fahrplan schafft auf der einen Seite ein gemeinsames Verständnis für die wesentlichen Hebel zur Emissionsreduktion und zeigt auf der anderen Seite notwendige Kapazitäten für die Umsetzung auf und wie sich die Verwaltung strukturell anpassen muss, um die Transformation zu schaffen. So wird Klimaneutralität nicht nur als Ziel, sondern als klarer Umsetzungsweg definiert.
Der Begleitprozesse zur Mission „Klimaneutrale Stadt“
Alle Pionierstädte beteiligen sich am Begleitprozess der Mission. Der vom SIR koordinierte und in Zusammenarbeit mit der AustriaTech und der ÖGUT umgesetzte Begleitprozess ist das Kernstück des Wissensaustauschs. Städte erhalten Zugang zu unterschiedlichen Formaten, die auf den Aufbau von inhaltlicher Expertise, das voneinander lernen, die Vernetzung und die strategische Entwicklung abzielen. In den Formaten tauschen die Pionierstädte ihre Erfahrungen aus, können dadurch ihre Strategien verfeinern, Pilotprojekte vorantreiben und erhalten direkte Informationen zu Förderungen und Finanzierungsoptionen der Bundesebene, die ihnen weiterführend die Umsetzung ihrer Maßnahmen erleichtern sollen.
Inhaltlich greift der Begleitprozess Themen im Zusammenhang mit der Dekarbonisierung der Energie- und Mobilitätssysteme, der Kreislaufwirtschaft, Gebäudesanierung, EU-Richtlinien, Klimarelevanzprüfung, Treibhausgasbilanzierung oder Finanzierung auf. Die Inhalte und Formate werden flexibel an die Bedarfe der Städte angepasst, um bestmögliche Unterstützung zu gewährleisten.
Internationale Vernetzung
Mit 47 teilnehmenden Städten ist die Mission „Klimaneutrale Stadt“ das größte Netzwerk seiner Art im EU-Raum. Neben Österreich gibt es im Rahmen der europäischen EU Mission „100 Climate-neutral and Smart Cities“ weitere Netzwerke, die Städte bei der Erreichung der Klimaneutralität unterstützen. Durch den internationalen Austausch dieser Netzwerke erwarten wir uns, neue Perspektiven zu gewinnen und praxisnahe Lösungen für lokale Herausforderungen zu entwickeln.
Als Städtemanagement übernimmt das SIR somit auch die zentrale Rolle als Schnittstelle zu internationalen Städtenetzwerken. Diese Vernetzung ermöglicht es, bewährte Lösungen aus anderen Ländern nach Österreich zu bringen und gleichzeitig österreichische Ansätze international sichtbar zu machen. Zudem trägt das SIR dazu bei, strategische, missionsorientierte Ansätze in die österreichische Mission einzubringen. Davon profitieren sowohl die teilnehmenden Städte als auch die Mission selbst. In diesem Zusammenhang ist das SIR in zwei internationalen Projekten aktiv:
CapaCITIES
Das SIR ist in seiner Rolle als Städtemanagement Partner im EU-Projekt CapaCITIES. Das Projekt unterstützt nationale und regionale Verwaltungsebenen dabei, ihre Governance-Strukturen zu verbessern und gezielte Unterstützung für Städte bereitzustellen, um die Ziele der EU-Mission zu erreichen. Es wird im Rahmen des Horizon Europe Programms gefördert.
Das Projekt koordiniert Maßnahmen für und mit verschiedenen Städtenetzwerken in Europa und schafft so Synergien zwischen ihnen und stärkt ihre Zusammenarbeit. Ziel ist es, Wissenstransfer zu fördern, lokale Klimaschutzmaßnahmen umzusetzen und Städte mit europäischen Finanzierungsoptionen zu verknüpfen. Österreich profitiert durch den frühen Zugang zu neuen internationalen Entwicklungen und innovativen Lösungen für klimaneutrale Städte.
IEA Cities TCP
Das Cities TCP der International Energy Agency (IEA) ist eine globale Initiative zur Beschleunigung der Dekarbonisierung von Städten. Es bündelt Wissen aus verschiedenen Technologieprogrammen der IEA und überträgt es auf die lokale Ebene. Ziel ist es, Städte mit relevanten Forschungsergebnissen, technischen Lösungen und strategischen Ansätzen zu unterstützen, um klimaneutral zu werden.
Das SIR spielt im Cities TCP eine doppelte Rolle: Als Städtemanagement vertritt es das Städtenetzwerk, wobei es als Übersetzer von Bedarfen fungiert, und als Chair sitzt das SIR aktuell dem Exekutivkomitee vor. Durch diese Position bringt das SIR österreichische Interessen in die internationale Agenda ein und sorgt dafür, dass Städte direkt von globalem Wissen profitieren.
Das Cities TCP betreibt
- Wissensmanagement: Bereitstellung eines One-Stop-Shops für Dekarbonisierungsstrategien in Städten.
- Übersetzung von Forschungsergebnissen: Anpassung technischer Lösungen für die praktische Anwendung auf kommunaler Ebene.
- Vernetzung: Förderung des Dialogs zwischen Städtenetzwerken, technischen Expert:innen und nicht-technischen Akteur:innen.
Links
- Jahresbericht 2023 der Mission „Klimaneutrale Stadt“ – Klimaneutrale Stadt
- Nachhaltig Wirtschaften – Klimaneutrale Stadt
- energy innovation austria, Ausgabe 4/2024
- Klimafonds – Mission Klimaneutrale Stadt
- Mission „Klimaneutrale Stadt“: Online-Präsenz der Pionierstädte | ÖGUT
- Mission klimaneutral » AustriaTech
- Baseline-Studie Klimaneutrale Stadt » AustriaTech
- FFG – Klimaneutrale Stadt
- CapaCITIES
- Cities-TCP.org – Decarbonising Cities & Communities
Kontakt

Dr. Cécile Kerebel
Urbane Netzwerke & Transformation

Tabea Klier, MSc
Urbane Netzwerke & Transformation

Dr. Nina Mostegl, MRM
Urbane Netzwerke & Transformation

DI Helmut Strasser
Leitung Strategie & Innovation

DI Mathias Stadler, BSc
Urbane Netzwerke & Transformation